Goldene Kuppeln, bunte Basare & eine fast fünfzig Meter lange Mauer – das ist Jerusalem. Besiedelt ist die Stätte in den judäischen Bergen seit etwa 5000 vor Christus; das heutige Jerusalem ist ein Schmelztiegel unterschiedlicher Kulturen und verschiedener Mentalitäten. In der Hauptstadt Israels treffen jüdische, christliche, armenische und muslimische Einflüsse aufeinander und prägen das Gesicht einer multikulturellen Gesellschaft mit ihren jeweiligen Traditionen, die weit in die Vergangenheit zurückreichen.
Dank dem intakten historischen Kern der Altstadt und der „Klagemauer“, die als religiöse Stätte des Judentums gilt, ist Jerusalem Anziehungspunkt für Besucher aus der ganzen Welt. Doch was genau macht den Zauber dieser Stadt aus? Und verträgt sich die deutsche mit der israelischen Mentalität? Expedia hat vor Kurzem über eine Deutsche berichtet, die den Schritt gewagt hat und im Jahr 2000 nach Jerusalem ausgewandert ist.
Inhalt
Aller Anfang ist schwer
Als die heute 48-jährige Miriam Woelke das erste Mal nach Jerusalem kam, war von der Faszination, die sie heute für ihre Wahlheimat empfindet, noch nichts zu spüren. Wie die meisten Touristen ging sie die üblichen Wege – in Museen und religiöse Stätten. Erst als sie ein zweites Mal für längere Zeit in die Stadt eintauchte, entdeckte sie, was sie heute liebt. Ihr Tipp: Jerusalem lebt von den Menschen dort – lernen Sie sie kennen!
„Als ich das erste Mal Jerusalemer Boden betrat, hasste ich die Stadt.“
Eine Stadt der ‚Kleinen Leute‘
Leider ist das Gesicht der Stadt im 20. Jahrhundert nicht nur durch freundschaftlichen Völkerkontakt geprägt worden. Die Kriegshandlungen im sog. „Nahostkonflikt“ im Kampf um die Region Palästina haben ebenfalls deutliche Spuren hinterlassen. Allein zwischen 1967 und 2003 hatte Jerusalem mit knapp 500 Terroranschlägen zu kämpfen, bei denen insgesamt beinahe ebenso viele Menschen getötet wurden.
Laut Miriam Woelke ist aber gerade das Schreckliche, das hier alle erlebt haben, der Grund dafür, dass hier ein besonders herzliches Miteinander herrscht. Auf den ersten Blick scheinen alle ihrem eigenen Weg nachzugehen, doch wenn ein Unglück geschieht, ist jeder zu helfen bereit:
„Obwohl die Stadt mehrere Hunderttausend Einwohner hat, wurden wir alle durch die zahlreichen Terroranschläge zusammen geschweißt.“
Gemeinsam stark in Jerusalem
Die Hilfsbereitschaft innerhalb der jüdischen Gemeinschaft ist weltweit bekannt. Miriam Woelke, die selbst jüdisch ist, berichtet von einem Rabbiner, der in jeder einzelnen Woche nach dem Schabbatgottesdienst vor der Klagemauer einen öffentlichen „Kiddusch“ („Segnung des Weines“) gibt – und damit nicht genug: Der Rabbiner lade jeden, ganz gleich ob Jude oder nichtjüdischer Tourist, zu sich nach Hause zum sog. „Schabbatmahl“ ein: „Allein das ist einmalig auf der Welt!“
Das „Schabbatessen“ erfolgt am Abend des „Sabbat“ – des siebten Wochentages, der in der jüdischen Religion traditionell ein Ruhetag ist. An diesem Tag dürfen keine Arbeiten irgendeiner Art verrichtet werden, weshalb die in der Regel bereits am Abend zuvor (am Freitag) erfolgen. Der Sabbat beginnt mit dem Sonnenuntergang am Freitag und ist mit dem Eintritt der Dunkelheit am Samstagabend beendet.
Weltkulturerbe – die Jerusalemer Altstadt
Seele des pulsierenden Jerusalem ist seine Altstadt, die neben kulturell und religiös bedeutsamen Bauwerken auch typische orientalische Basare zu bieten hat. Der historische Stadtkern, der von einer Mauer aus dem 16. Jahrhundert umgeben ist, setzt sich aus vier verschiedenen Vierteln zusammen: dem christlichen, dem muslimischen, dem jüdischen und dem armenischen Viertel. Seit 1981 ist die Jerusalemer Altstadt Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Innerhalb der Stadtmauer befindet sich eine Reihe historischer Bauwerke:
- Die „Al-Aqsa-Moschee“ befindet sich auf einem Berg innerhalb der Altstadt, den die Juden „Tempelberg“ nennen.
- Die 18 m hohe „Klagemauer“ ist eigentlich die westliche Außenwand des ehemaligen Tempelbezirks, der jedoch 70 n. Chr. unter dem römischen Kaiser Titus zerstört wurde.
- In der „Grabeskirche“ soll der Überlieferung zufolge die Kreuzigung Jesu Christi stattgefunden haben – aus diesem Grund trägt sie den Beinamen „Auferstehungskirche“.
- Das „Damaskustor“ oder auch ‚Sha’ar Shkhem‘ ist das größte der acht Jerusalemer Tore und bildet den Übergang vom christlichen in das muslimische Viertel.
Buntes Treiben in der ‚Heiligen Stadt‘
Jerusalem ist eine der wenigen Städte, die nicht durch eine besondere bzw. eine charakteristische Architektur auffallen. Auffällig ist allerdings, dass die Fassaden hier nicht so „kalt“ erscheinen wie andernorts in Israel; das liegt daran, dass hier die meisten Gebäude mit dem sogenannten „Jerusalemstein“ oder „Meleke“, einem weißen Kalkstein, errichtet sind.
Trotz der kulturellen und religiösen Bedeutung Jerusalems handelt es sich um eine Stadt der „einfachen“ Leute, die zwar einen recht konservativen Ruf haben, in Wirklichkeit jedoch deutlich toleranter sind, als man ihnen auf den ersten Blick vielleicht ansehen mag:
„Wer in Jerusalem normal sein will, kann das tun. Wer so richtig durchgeknallt leben will, der kann dies ebenso tun.“